Eyneburg

Die Deutschsprachige Gemeinschaft ist nun Eigentümerin der Eyneburg. Ende Januar 2024 unterzeichneten die Eyne GmbH und ein externer Investor aus Brüssel eine Absichtserklärung. Die öffentliche Zugänglichkeit soll somit künftig gewährleistet werden mit: originellen Übernachtungsmöglichkeiten rund um die Burg, einem Ausstellungsbereich, einer Mikrobrasserie, einer Taverne, Spielplätzen und Escape Rooms. Die Verhandlungen konkreter Investitions- und Mietverträge laufen nun. Noch im ersten Halbjahr 2024 sollen dringende Bauarbeiten zur Rettung der historischen Bausubstanz beginnen.

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Sie können uns weiterhelfen! Für ein besseres Verständnis der Burg sind alle Dokumentationsquellen wichtig. Sie besitzen Informationen, alte Bilder, Pläne, Zeichnungen … der Eyneburg? Sie sind bereit, uns diese mitzuteilen? Dann zögern Sie nicht, mit dem Fachbereich Kultur und Jugend Kontakt aufzunehmen.

Wie gut kennen Sie die Eyneburg? Hier erfahren Sie mehr über die Entwicklung der Anlage.

13.-15. Jahrhundert

Das Geschlecht de Eyneberghe“ oder von Eyneberg wurde im Jahre 1260 zum ersten Mal erwähnt. Es folgen weitere Erwähnungen in den 13. und 14. Jahrhunderten. Im 14. Jahrhundert wird die Anlage als Lehen des Aachener Marienstiftes angegeben. Wir können dieser spätmittelalterliche Bauphase der Burg bis jetzt nur durch Vermutungen und Vergleiche näherkommen. Das Entstehungsdatum, der Bauherr, das damalige Erscheinungsbild, mögliche Vorgängerbauten sind unbekannt. Der Bergfried sowie der Palas müssten im 15. Jahrhundert entstanden sein, vielleicht auch früher.

Alle historischen Informationen stammen aus Reiners, Heribert, „Die Kunstdenkmäler von Eupen-Malmedy“, 135, S. 125-129.

16.-17. Jahrhundert

Ohne Nachkommen der Familie von Eyneberg wurde die Burg durch Johann von Zievel übernommen. 1523 heiratet seine Tochter Johan von Donrath von Dobbelstein. Aus dem 17. Jahrhundert stammen die ersten Hinweise zur Baustruktur: 1640 zerstörte ein Brand einen Großteil der Burg. Ein Neubau mancher Teile war zwingend notwendig. Dabei wurde der Palas um ein Geschoss erhöht. An der Vorburg wurde ebenfalls gearbeitet und ein weiteres Mal um 1700.

Alle historischen Informationen stammen aus Reiners, Heribert, „Die Kunstdenkmäler von Eupen-Malmedy“, 135, S. 125-129.

18.-20. Jahrhundert

Die um 1770 erstellte Ferraris-Karte zeigt eine rechteckige Anlage im Gegensatz zum heutigen polygonalen Erscheinungsbild.

Ferraris-Karte
Ferraris-Karte (um 1770); Quelle: siehe Links

1786 verkauft Karl August Dobbelstein von Donrath die Anlage an Reiner Turbet. Somit ist die Burg nach 250 Jahren nicht mehr im Eigentum der Familie Dobbelstein. Im 18. und 19. Jahrhundert folgen unterschiedliche Eigentümer: Nagelmakers, Thirirart zu Mützhagen, Baron von Rousselière. Wie die Burg zu dieser Zeit ausgesehen hat, zeigen die ersten noch erhaltenen künstlerischen Abbildungen der Anlage.

Die künstlerische Lithografie von Alexander Duncker um 1880 gibt uns eine Perspektive von Osten auf die Burg. Auch wenn solche Abbildungen in einer wissenschaftlichen Arbeit mit Vorsicht zu genießen sind, sind sie wichtige dokumentarische Quellen.

Historisches Bild der Emmaburg
Künstlerische Lithografie von Alexander Duncker. Quelle: siehe Links

1897 kauft Theodor Nellessen die Burg. Somit beginnt eine sehr umfangreiche Neubau- und Restaurierungsphase der Anlage, die im gleichen Jahrhundert als stark verfallen beschrieben wird. Der Eigentümer greift auf die fachmännischen Fähigkeiten des deutschen Baumeisters Ludwig Arntz (1855-1941) zurück. Somit gewinnt die Eyneburg ihr heutiges Erscheinungsbild im Stil des Historismus: Scheinbar mittelalterliche Bauelemente werden hinzugefügt. Alle Fachwerkteile, die Kapelle sowie die Parkanlage mit sämtlichen Pavillons und Häuschen sind auf diese Bauphase zurückzuführen.

Am 18. Juli 1966 wird die Eyneburg aufgrund seines künstlerischen Wertes unter Denkmalschutz gestellt.

Alle historischen Informationen stammen aus Reiners, Heribert, „Die Kunstdenkmäler von Eupen-Malmedy“, 135, S. 125-129.

21. Jahrhundert

Von der vermuteten Anlage aus dem 13. Jahrhundert bleibt also so gut wie nichts sichtbar. Was unterirdisch versteckt und unversehrt bleibt, könnte uns nur die Archäologie verraten. Die ältesten Bauteile befinden sich, ohne Zweifel, im Osten der Anlage mit den unteren Teilen vom Palas und Bergfried. Nun besteht die Schwierigkeit für den Bauhistoriker, die verschiedenen Bauphasen zu erkennen und richtig deuten zu können.

Mit einer Geschichte von acht Jahrhunderten birgt die Eyneburg unvorhersehbare Geheimnisse, die ganz bestimmt während der Instandsetzung- und Restaurierungsarbeiten zum Vorschein kommen werden.

Alle historischen Informationen stammen aus Reiners, Heribert, „Die Kunstdenkmäler von Eupen-Malmedy“, 135, S. 125-129.

Emmaburg oder Eyneburg?

Es war einmal… die Sage um die Eyneburg:

„Es geht die Sage von Eginhard und Emma, und hier auf der Emmaburg sollen jene Getreuen den Lohn für Ausdauer und unerschütterliches Vertrauen gefunden haben. Karl der Grosse zog an seinen Hof nicht nur weise erprobte Räthe, sondern auch Gelehrte und junge Talente. Einer dieser Letzteren war Einhard oder Eginhard. Derselbe war aus der Gegend des Odenwalds gebürtig; Karl hatte ihn ganz besonders lieb, liess den Jüngling, zugleich mit seinen eigenen Kindern, den Unterricht Alkuins geniessen, und machte ihn zu seinem Geheimschreiber, so wie er ihm auf die Oberaufsicht über die öffentlichen Bauten übertrug. Karl’s Tochter gewann den Jüngling lieb; sie liess sich von ihm im Harfenspiel unterrichten, und oft blieben die Geliebten, bis spät in die Nacht, im traulichen Gespräch bei einander. Einmal, so führt die Sage fort zu berichten, hatte sich Eginhard bei Emma ganz besonders verspätet, inzwischen war frischer Schnee auf den Burghof hernieder gefallen; beide fürchteten nun, durch die Spur männlicher Tritte verrathen zu werden, und den Zorn des Kaisers zu erwecken. Da nahm die Jungfrau Eginhard auf ihren Rücken, und trug ihn über den Hof. Karl aber hatte gerade eine schlaflose Nacht: von dem Fenster seines Zimmers sah sein scharfes Auge die beiden Gestalten und erkannte dieselben. Am folgenden Tage mussten beide, in feierlicher Versammlung der Räthe, vor dem Kaiser erscheinen, welcher dieselben mit ernsten Worten wegen ihrer unbesonnen Handlungsweise strafte, dann aber mit einander vermählen liess. So erzählen die Einen, - Andere aber berichten, Karl sei sehr zornig geworden, habe beide verstossen, und dieselben flüchteten sich in die Wälder. Hier waren sie gezwungen, unerkannt und einsam viele Jahre zu verleben, zwei blühende Kinder gereichten ihnen zum Trost und zur einzigen Freude. Einstmals hatten sich diese Kleinen von der väterlichen Wohnung weit entfernt, und stiessen auf eine daherziehende Jagdgesellschaft. Der Erste von derselben gewahrte die schönen Kinder, begann mit ihnen ein Gespräch, und folgte den Kleinen bis zur Behausung der Eltern. Hier geschah das Wiedererkennen: der Kaiser wurde mild und gütig. Er führte die Verbannten wieder an seinen Hof, Eginhard und Emma gewannen sein Herz aufs Neue, und beide sollen das für sie eigens erbaute Schloss, nahe seiner Lieblingsresidenz, die Emmaburg, darauf lange Zeit bewohnt haben.“

Duncker, Alexander „Die Ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preussischen Monarchie“, Band 15, 1878-1880, S. 32-34, 8/02/2023.

Die Legende ist im 19. Jahrhundert entstanden und hat sich so sehr verbreitet, dass die Eyneburg in Emmaburg umbenannt wurde. Auch wenn sie eine sachliche Analyse nicht standhält, zeigt sie, wie sich die Volkstradition die Eyneburg angeeignet hat und ist somit als immaterielles Kulturerbe zu schätzen.