Ausgrabungen in St. Vith

Archäologische Baustelle bringt mittelalterliche Vergangenheit ans Licht!

Vom 19. Oktober 2020 bis zum 13. November 2020 wurde in St. Vith eine archäologische Ausgrabung auf dem Gelände „An der Burg“ durchgeführt. Hier erhalten Sie einen kleinen Einblick in die Etappen des Projekts.

Ein Projekt zum Bau eines Mehrfamilienhauses hat den Impuls gegeben, die betroffene Parzelle einer archäologischen Untersuchung zu unterziehen.

Beschaffung von Informationen

Die erste Etappe bestand aus der Suche und Bearbeitung aller relevanten Informationen. Der Archäologische Dienst des Ministeriums der Deutschsprachigen Gemeinschaft befasste sich mit:

  • alten Katasterplänen
  • historischen Karten
  • Zeugenaussagen
  • großen Namen der Heimatforschung über die Stadt St. Vith wie etwa Prof. Dr. Heribert Reiners oder Anton Hecking

Die Recherche dient dazu, die vermutete archäologische Stätte abschätzen zu können:

  • Zeitalter
  • Breite
  • Tiefe
  • Natur der Funde
  • Befunde

Während der Ausgrabungsphasen sind diese Dokumente ein interessantes Vergleichsmaterial und Bezugspunkte. Die ans Licht gebrachten Befunde sind die zuverlässigsten Zeugnisse und prioritären Gegenstände der archäologischen Untersuchung.

1. Phase

Turm im Süden der Parzelle ©MDG

Eine erste Maßnahme wurde vom 15. bis zum 17. Juni 2020 durchgeführt. Diese erste Abschätzung der Parzelle wurde nach einem öffentlichen Auftragsverfahren von dem deutschen spezialisierten Unternehmen Goldschmidt Archäologie aus Düren geleitet. Mitarbeiter des Ministeriums nahmen ebenfalls an der Sondierung teil.

Nach drei Tagen hatte man bereits Teile eines mittelalterlichen Turmes ausgegraben. Dazu entdeckte man weitere mittelalterliche Mauerstrukturen, die nach dem damaligen Forschungsstand nicht eindeutig zu interpretieren waren.

2. Phase

links: äußerste Grenze der mittelalterlichen Stadt (Stadt- oder Burgmauer?), Mitte: Wassergraben, gegenüber: Nordturm mit 2 Öffnungen (Abwasserkanäle?), rechts: Arbeitsstufen aus Erde ©MDG

Aufgrund der bedeutenden Ergebnisse hat die Deutschsprachige Gemeinschaft eine zweite gründlichere archäologische Untersuchung bei der Firma Goldschmidt Archäologie in Auftrag gegeben. Die zuständigen Mitarbeiter des Archäologischen Dienstes nahmen ebenfalls an der vierwöchigen Ausgrabung teil.

Innerhalb weniger Tagen konnte man den vollständigen Umfang des im Juni teilweise ausgegrabenen Rundturmes ans Licht bringen. Auch im Norden der Parzelle lieferte die Ausgrabung eindeutige mittelalterliche Zeugnisse sowie mittelalterliche Funde. Mehrere Indizien deuten darauf hin, dass die äußerste Grenze der mittelalterlichen Stadt St. Vith ans Licht gebracht wurde:

  • Typologie
  • Breite und Rundung des Mauerzugs
  • Anwesenheit eines Wassergrabens
  • Einbindung von zwei Rundtürmen
  • Übereinstimmung mit schriftlichen Quellen

Unklar bleibt die Beziehung zwischen der in schriftlichen Quellen erwähnten St. Vither Burg und dem Mauerzug nach heutigem Stand der Dinge.

Haben wir die Stadtmauer oder die Burgmauer ans Licht gebracht?

Aufgabe der Archäologen ist es, die verschiedenen Bau- und Entwicklungsphasen der Mauerstrukturen zu verstehen. Um ein besseres Verständnis der Befunde zu erhalten, sind mehrere Etappen erforderlich:

  • gründliches Putzen
  • Zeichnen
  • Dokumentieren
  • Fotografieren
  • Vergleichen

Das vorrangige Interesse gilt der Datierung der unterschiedlichen Mauerzüge. Diese wissenschaftliche Arbeit wird den zuständigen Dienst des Ministeriums der Deutschsprachigen Gemeinschaft in den kommenden Monaten vollauf beschäftigen.