Baldegger Markus

Er hat lange die Natur als Ort von Farbe und Licht mit dem Malakt zeichenhaft dargestellt und dies monochrom und in Bildkürzeln gehandhabt. Nach einem Brand in seinem Atelier ist ein neues Vokabular entstanden, das Brandspuren, Altleinwände und Schattenwürfe morandihaft verwebt und einen Neuanfang visualisiert

Vom Spazieren: Was mich seit 24 Jahren (Ateliers in Verviers-Dison, in Dolhain-Limbourg und seit 2007 in Lontzen) mit der Region verbindet und fasziniert, ist die Vielfalt der Natur mit den Weißdornhecken und Ginsterbüschen im Frühjahr, den alten Weiden und Weihern, dem Blick auf das weite grüne Land im Wechsel des Lichts. Ein Fest für die Augen.

Bayerwaltes Anja

Sie erfasst ihre malerisch realistischen Landschaftsbilder durch Fenster und erarbeitet sich über Serien spezifische Naturauffassungen, wie hier in geistreicher Verkürzung die Lichtpunktkonstellationen nächtlicher ostbelgischer Landschaften mit Autobahnen von Gemmenich aus.

Wieviel Leere braucht die Fülle?

Binding Wolfgang

Er hat sich seit Jahrzehnten der Physiognomie von heimischen Tieren verschrieben. Mit schollenartig den Werkprozess sichtbar lassendem Modellierwachs entwickelt er nach Skizzen vor dem lebenden Tier Bronzearbeiten, die das Wesen des jeweiligen Tiers freundlich humorvoll erfassen, ohne realistische Oberflächen oder schöne Formen zu suchen.

Schon Goethe erkannte: Alles Lebende ist von einer Aura umgeben. Diese Aura des Lebendigen beim Zeichnen zu erleben und in meiner Plastik zu bewahren, ist ein Traum, den ich heute noch träume.

Joachim Peter Buchholz

Er erzeugt metallene Formkörper, die zwischen Techniksphäre und Naturwelt eine artifizielle Struktur aus Eigenspannungen oder Durchhöhlungen bilden und das bildhauerische Thema Innen und Außen durchspielen.

Ich lebe alternierend in Italien am Fluss Po, wo es auf den Sandbänken zu Findungen und Ideen kommt, und in Raeren, wo sich meine Werkstatt befindet - der Ort, an dem die Umsetzung in biomorphe-technoide Objekte stattfindet.

Claus Jürgen

Er ist mit publizistischer Strahlkraft als Sprachrohr der Nachkriegsmoderne und als Unterwasser-, Solar- und Medienkünstler ein Vorreiter. In diesen Arbeiten hat er die Tiefsee und Unterwasserwelt als eigenständigen Lebensraum thematisiert.

Kreativität Wasser statt Zerstörung durch Wasser.

Demarteau Raphael

Er arbeitet spontan und unter Nutzung des Zufalls, malerisch informell und geschichtet mit Steinstaub und zeichnerisch in Tusche. Sein 366-teiliger täglicher Zeichenzyklus ist Ausdruck seines Erlebens, seiner Bildphantasie und unbeabsichtigterweise auch der Entwicklung des Coronajahres 2020 und insofern ein dokumentarischer Bildschatz.

Un instant, une heure, un jour d‘une année. 366 bulles à l‘encre en 2020. Poser sur la feuille un sujet choisi dans la frénésie du quotidien. Tenir bon et avancer pas à pas. „Patience est tout“ (Rainer Maria Rilke). Mettre en avant les richesses qui nous entourent. Répéter les contrastes tel un focus sur un évènement marquant, à côté de chez nous, ou à l‘autre bout du monde. Se rendre compte que tout est fou et que nous sommes tous liés. S‘installer et dessiner chaque jour. Avancer petit à petit, chaque lendemain. Instant précieux qu‘est celui de la création!

Dobbelstein Marietta

Sie hat sich akribisch der Farbfeldmalerei in Rot verschrieben. Zu einem älteren Ankauf einer Rotserie mit sanften Verläufen in geometrischen Strukturen wurde ein Frühwerk erworben, das die Auseinandersetzung mit dieser Farbe begründete.

Das Motiv für dieses Bild „rotes Licht“ war meine Faszination für die Schwingungen der roten Farbe einer Verkehrsampel, betrachtet vom Fenster aus, in der Akademie von Verviers. Es war zugleich ein Schritt weiter in meiner künstlerischen Entwicklung: Ich habe die Formen zurückgenommen, um von nun an leidenschaftlich strahlende Vibrationen zu erzeugen. Die Farbe Rot in all ihren Schattierungen hat mein Universum erweitert und begleitet mich von nun an ständig.

Freichels Yann

Er malt und zeichnet großformatig bedeutungsgeladene Gesellschaftsbilder. Er verknüpft Jugendkultur mit Alltagsszenen, historischen Anspielungen und Spuren, die den Kanon eines gemeinsamen Erbes bilden und verknüpft sie in fremdartigen Farben und rohem Auftrag mit eigenen Empfindungen und Erinnerungen aus Ostbelgien.

Die Vergangenheit der Gegenwart

Greisch Roger

Er wechselte als einer der wichtigsten ostbelgischen Nachkriegskünstler zwischen figurativer und abstrakter Kunst. Dabei ging er undogmatischer als die Moderne mit Farben und Formen um und war Vorreiter im Hinterland der Avantgarde. Oft flächig, linear, diagonal und trapezförmig dynamisiert er kontrolliert zum Rand hin.

Groteclaes Roland

Er setzt zeichnerisch und plastisch mit technischer Formphantasie Pseudofahrzeuge um, fokussiert auf Motorradsport und sprüht vor streetartnahen zeichnerischen Ideen jeder Art ohne Handwerk, Design, Kunst und Technik zu trennen. Sein Projekt Das neue Capitol 2.0 entwirft einen riesigen Kulturbau am IKOB.

Was uns angeht, können wir nur bedingt beurteilen.

Hommes Helge

Er nimmt den gefährdeten Lebensraum Wald ohne gängige romantisierende Stereotypen als Unterholz, Gestrüpp und Wildwuchs abseits der Wanderwege in den Blick, um das Missverhältnis des Menschen zur freien Natur darzustellen, malerisch und farblich ebenso frei.

Wir, Helge & Saxana, sind ein Künstlerpaar, das aus dem Atelier für Gegenwartskunst / Leipzig aus agierend, u. a. mit Kunstinterventionen im Hambacher Wald 2018, im Komplexum alle Dörfer bleiben rund um den Braunkohletagebau Garzweiler II 2019 und aktuell im Widerstand des Dorfes Lützerath gegen den Energiekonzern RWE und die Landesregierung solidarische Akzente zum Erhalt des Dorfes, wie beispielsweise mit der Kunstaktion die Widerauferstehung des Walnussbaumes von Lützerath im Dreiländereck Belgien - Niederlande - Deutschland setzt.

Huppertz Norbert

Er folgt seiner Intuition und gestaltet überlegt und angeregt durch Fundstücke Objekte, in denen Zeitgeist kritisch aufgearbeitet wird. Technisch knifflig geht es um gesellschaftliche Tendenzen, die er durch seine Objekte poetisch metaphorisch kommentiert und phantasievoll ausgeklügelt umgestaltet.

Man kann nicht alles schalten im Leben - wir werden geschaltet.

Jablonska Justina

Er sucht in einer eigenwilligen zarten Farbgebung, experimentell und prozesshaft nach neuen naturbezogenen Formwelten, die auch figurative Aspekte beinhalten können. Als Zeichnerin denkt sie eher in floatierenden Bildfeldern, als in vollständig gefüllten flächigen Gefügen. Ihre subtile Suche zeigt vielfältige Schichträume.

Die Vielfalt stärkt und bereichert uns alle.

Kirschvink Marc

Er entwickelt ein aus dem Geist der Grafik erwachsenes Werk über Kinderzeichnungen und lineare Kürzel und Formelemente, die dann zu „Partituren“ führen, die nicht nur malerisch bleiben, sondern als musikalische Notationen spielbar werden. Den Anfang solcher Sequenzbilder zeigt diese mehrteilige Arbeit.

Neues entsteht durch das Überwinden von Konventionen. Der Geist der Improvisation in Kunst und Musik bringt durch Spontanität Unbeschwertheit ins Leben. Darin liegt Freiheit und vielleicht eine Option für die Zukunft.

Langohr Sophie

Sie schafft durch Bildkoppelungen verblüffende Korrespondenzen von Heiligenfiguren aus der St. Nikolauskirche in Eupen zu Models in Modezeitschriften, deren typologische Ähnlichkeit aktuelle Schönheitsideale sowie deren Vermittlung und religiösen Charakter befragt.

J’habite notre région. J’habite son espace mais aussi son temps. J’aime beaucoup cette idée de « penser le temps en épaisseur ». Cette approche du temps souligne que ce qu’on nous présente comme « passé » ne l’est jamais véritablement, qu’il est toujours susceptible de faire retour afin d’inquiéter ou de prêter main-forte à ce qui se trame, se fabrique et s’invente au présent.

Legrain Eric

Er wählt ungewöhnliche Alltagssujets (Wanderkarten, Frittenbuden, Plastikmüll), reagiert tagesaktuell, gesellschaftskritisch, experimentell und liebt organisierte Unordnung. Informell tanzen Plastikpartikel in roher, dreckiger Poetik auf Folien und Bildoberflächen und mahnen mit impulsiver Schraffur.

En ce qui me concerne je suis très inquiet par rapport au réchauffement climatique et l’immobilisme en cette matière de certains de nos dirigeants qui nous mènent vers l’inévitable.

Leissring Vanessa

Sie zeigt nächtliche Tankstellen als bühnenhaft aus der Zeit gefallene Dockingstationen im All und inszeniert diese Stätten von Infrastruktur und Lebenskultur befremdlich. Die Serienidee nimmt eine Eupener Tankstelle auf, die wegen falscher französischer Übersetzung des Bedienhinweises bekannt war.

Angesichts der lebensnotwendig erforderlichen Energiewende werden Tankstellen über kurz oder lang der Vergangenheit angehören, was die Dokumentation ihrer Existenz umso dringlicher macht.

Leuchter Céline

Sie schafft aus dem Geist des improvisierenden Bühnenbildes eine Verbindung von mechanisch-technischer interaktiver Konstruktion und poetisch naturstofflicher Anmutung mit leise humorvoller Theatralik und tänzerischer Kinetik als Verbindung von der Theaterwelt zu empfindungsreicher Phantastik.

Finden. Zusammenfügen. Auseinandernehmen. Eine Verbindung schaffen zwischen einer Geschichte und einem Fundstück mit einer eigenen Geschichte, zwischen dem Material und der künstlerischen Bearbeitung, zwischen dem entstandenen Werk und denen, die es betrachten - zwischen uns. Auseinandersetzen. Beobachten. Neu- finden.

Lilien Valentine

Sie entwirft als „Tine“ mit beißendem Humor bilingual aquarellierte Karikaturen für belgische Zeitungen. Ihre konturbetonten Zeichnungen mit vielfältiger und gut beobachteter Figuration kennzeichnen mit piktogrammartigen Elementen im Bildraum knapp die Situation, wiederkehrend Klimawandel, Tierschutz und Frauenbewegung. Diese Serie kehrt signifikant das Verhältnis von Mensch und Tier um, ideenreich und von bleibendem Wert.

« L‘art n‘est pas ce que vous voyez, mais ce que vous faites voir aux autres. » Edgar Degas

Mosblech Tanja

Sie thematisiert Frauenbilder, Kleidungsstücke und Naturgegebenheiten in Gemälden, übermalten eigenen und gefundenen Photographien, bestickten Kleidungsstücken und kombinatorischen Inszenierungen. Schemenhafte, unscheinbare und blassentrückte Bildwelten umreißen Alltägliches und Unspektakuläres, Privates und Intimes. Deren Schwebezustand vermag zu berühren. Das ist die Intention.

Was uns angeht ist es wichtig weiter im Dialog zu bleiben und neugierig auf das jeweils andere zu sein.

Müllender Annette

Er veröffentlicht im GrenzEcho ungewöhnlich detailreiche Karikaturen mit Bezügen zu Ostbelgien und zu Magritte. Ihre mit Wortspielen, Sprechblasen und Texten angereicherten Arbeiten sind erst in letzter Zeit farbig geworden. Die Welt zu Gast im Regionalen und umgekehrt, aber mit Humor.

Ich zeichne dagegen an, dass manche Mitmenschen nichts mehr angeht.

Radermacher-Mennicken Andrea

Sie greift süffisant die Veränderung der Regionalität durch digitale soziale Netzwerke auf, die neue globale „Vereine“ entstehen lassen. Ebenso serviert sie im weiteren Ankauf die Rolle der Frau zwischen Sexualisierung und Häuslichkeit gewitzt auf dem Silbertablett. Kompakter kann man es nicht ausdrücken.

Meine Arbeit ist eng mit dem Leben verknüpft. Wir leben nicht in einem sterilen Vakuum, sondern in einem lebendigen, sich ständig wandelnden Umfeld. Leben: hier und jetzt – Kunst: hier und jetzt.

Rixen Sabine

Sie arbeitet über Live-Zeichnungen und Illustrationen mit dem AgoraTheater in St. Vith zusammen und hat im Zyklus „Rabennacht“ regionale Lebensart und Umgangsformen bei Beerdigungen lebendig zum Ausdruck gebracht. Die Serie von Farbskizzen ergänzt die Buchillustrationen.

Hinter den Fassaden, den aalglatten, in Hinterhöfen, zwischen Steinritzen unter dem Bauschutt sitzt versteckt die Wahrheit. In Scherben zerbrochen, gefallen, aufgestanden und wieder gefallen, anders und besonders, wartet sie darauf, gefunden und betrachtet zu werden.

Roosen Christian

Er hat einen innovativ wahrhaftigen dokumentarischen Blick für Alltagsszenen, die er empfindsam und zyklisch bearbeitet. Ungeschönt, aber mehrperspektivisch und lebensnah und ohne typische Reportageästhetik erfasst er die Menschen. Hier die Lebenswelt von Lastwagenfahrern, aus 800 Fotos in hautnaher Begleitung auf 30 als Serie verdichtet.

Ich gehe langsam, um mehr zu sehen.

Ubac Raoul

Er ist durch frühe Solarisationen von 1938 bekannt geworden und durch seine Arbeiten in regionalem Schiefer, sowohl als Materialrelief, als auch als sorgfältig gravierte Druckplatten ein Klassiker. Deren rudimentäre Stilistik und archaische Zeichenhaftigkeit führen zu informellen Chiffren in eigenständigen Drucktechniken.

Mon vieux, le jour où tu laisses passer ta photo dans un journal, quelque chose d‘impur s‘est installé en toi, définitivement. 

Wawra Ernst

Er macht aus Luftbildaufnahmen mit dem Heißluftballon grafisch informelle Strukturmuster heimische Landschaften, hier des Venns, die der gängigen Landschaftsdarstellung auch mit Farbgefühl und flächengrafischem Blick neue Perspektiven hinzufügen.

Manchmal braucht es einen Impuls von außen oder von oben, um Dinge neu zu sehen und neu zu sortieren.

Weber Johannes

Er lässt an Hoftoren die regionale Veränderung der Bausubstanz zwischen profaner Nutzung, Denkmalpflege und Privatgeschmack ästhetisch sichtbar werden. Einfühlsam und im gleichen Bildmodus arbeitet er die Funde ab und macht Zusammenhänge über die Serie vergleichbar.

Scheunentore. Erzählen. Von der Ernte. Von den Menschen. Von der Vergänglichkeit. Von der Farbe. Von der Schaffenskraft. Von der Freude und dem Leid. Von deinem Land.

Van Wissen Romain

Er erzeugt zwischen Realismus und Abstraktion changierend gemalte Raumwelten zum Thema Gehäuse, die Privatsphäre, Regionalität, Wissenschaftsbild, mediale Fragmentierung, Landschaftsschäden und persönlichen Standort zeitaktuell in den Blick nehmen.

Es hat sich herausgestellt, dass uns sogar der Dreck etwas angeht...wir müssen uns weiter einmischen!

Zang Andrea

Sie lässt sonst aus dunklem Bildgrund Tiere als Charakterbilder menschlichen Verhaltens erscheinen. Ihr eitler Hirschfink, der mehr sein will, als ihm zusteht, verstärkt als 3D-Druck zugleich durch gentechnischen Chimärencharakter diesen Hybrisgedanken.

Der Mensch ist Teil der Biologie und verändert sie durch Handeln, Zucht, Genetik und technische Eingriffe. Mich geht das Wesen seiner Natur an, das zwischen Archaik und Moderne sowie Hochmut und Illusion als widersprüchliches und abgehobenes Verhalten erscheint und in friedvoller Ironie in meinen Tierwesen seinen zeichenhaften Rückbezug zur Natur erfährt.