Schaustellerkultur ist immaterielles Kulturerbe

Wo sich das Karussell seit Generationen dreht …

Veranstaltungen gehören zum gesellschaftlichen Leben dazu. Zum Beispiel die gute alte Kirmes. In Zeiten der Corona-Pandemie haben sie und die damit verbundene Schaustellerkultur allerdings einen schweren Stand. Erfahren Sie mehr zum neuen Eintrag!

In Belgien finden jährlich mehr als 2.000 Kirmessen bzw. Jahrmärkte in den Städten und Gemeinden statt. Diese sind wahre Publikumsmagneten. Die Besucher genießen die Stimmung und die Atmosphäre, die Attraktionen, aber auch die gastronomischen Spezialitäten, welche man auf der Kirmes findet. Man geht auch zur Kirmes, um Menschen zu treffen und um alte Bekanntschaften oder Familienmitglieder wiederzusehen.

Mädchen auf Autoscooter oder Fahrgeschäft
Fahrgeschäft

Eine Kirmes ohne lebendige Schaustellerkultur? Undenkbar! Hunderte von Schaustellerfamilien besuchen Tausende von Rummelplätzen und geben ihre Schaustellertradition von Generation zu Generation innerhalb der Schaustellerfamilien weiter. Während der Kirmes besteht eine gute Zusammenarbeit zwischen den Schaustellern, den lokalen Vereinen und Vereinigungen sowie den lokalen Horeca-Betrieben.

Treffpunkt für Jung und Alt

Besucher und Dorfgemeinschaften haben ebenfalls ihre eigenen Traditionen und Gewohnheiten, die sie von Generation zu Generation weitergeben. Und ihre Erinnerungen. Manchmal lernt man seine erste große Liebe auf der Kirmes kennen. Andere lassen ihr Kind zum ersten Mal auf dem Karussell Platz nehmen und machen ein Foto in der gleichen Gondel, wo die Eltern als Kind bereits Platz genommen haben.

Regionale Besonderheiten

Kirmesveranstaltungen und Jahrmärkte findet man in ganz Belgien. In Ostbelgien feiert man die jährliche Kirmes in fast jedem Ort. Die größten und bekanntesten sind die Eupener und Kelmiser Kirmes. Die typische Kirmes in Ostbelgien zeichnet sich durch eine Vielzahl von eigenen Traditionen aus, die man in den anderen Regionen Belgiens nicht findet, z. B. Frühschoppen, Hahnenhauen und Kirmestanz (Lancier). Die meisten Schausteller, die nach Ostbelgien reisen, kommen aus Wallonien und Flandern. Meistens reisen sie von Stadt zu Stadt mit ihren Familien und wohnen in einem Wohnwagen.

Viele Attraktionen

Auf der Kirmes gibt es verschiedene Fahrgeschäfte, Buden und Karussells. Entenangeln, Schießbude, Pfeilwerfen, Autoscooter, Raupenbahn, Laufgeschäfte, Geisterbahn, aber auch neue sensationelle Hochfahrgeschäfte mit klingenden Namen wie Booster, Eclipse und Breakdance sorgen für einen spannenden Mix. Nicht fehlen dürfen natürlich traditionelle Kirmesköstlichkeiten wie Fritten, Bratwurst, Lacquemants, kandierte Äpfel, Nougat und Croustillons.

Lange Tradition

Die Ursprünge des Jahrmarktes können bis ins klassische Altertum zurückverfolgt werden. Aber erst das 19. Jahrhundert repräsentiert das klassische Zeitalter des Jahrmarktes. Die moderne Technik und moderne Technologien führten schließlich zum Jahrmarkt unserer heutigen Zeit. Zunehmend müssen sich die Schausteller mit harter Konkurrenz aus der Freizeitindustrie auseinandersetzen. Eine weitere Herausforderung ist derzeit die COVID-19-Pandemie. Im Jahr 2020 konnten Kirmessen für einen sehr langen Zeitraum nicht stattfinden, was enorme finanzielle Konsequenzen für die Schausteller bedeutete. Ob sie in diesem Jahr stattfinden werden, steht noch in den Sternen. Umso wichtiger ist es, die lebendige Schaustellerkultur als immaterielles Kulturerbe weiter aufzuwerten und sichtbar zu machen.