Auf den Spuren unserer Kultur und Geschichte

  • Kirchen, Burgen, Gräber, Wälle und Friedhöfe.

  • Bäume, Weiher, Plätze, Gärten und Täler.

  • Dialekte, Gemälde, Fotos, Karten, Schriftstücke und Bücher.

Sie alle und noch vieles mehr machen das kulturelle Erbe unserer ostbelgischen Heimat aus. Damit Sie diese Schätze entdecken können, schnürt das Ministerium immer wieder Themenpakete und -routen. Suchen Sie sich einfach ein Thema aus und begeben Sie sich auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit.

Evangelistensymbol/ Tetramorph

Die vier Evangelisten sind in christlichen Abbildungen mit einem ihnen eigenen, bestimmten Symbol dargestellt. Diese Symbole haben sich im Lauf der Jahrhunderte durch die Weitergabe von Traditionen entwickelt und nach und nach gefestigt. Die vier Evangelisten sind Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, jeweils mit einem Menschen, einem Löwen, einem Stier und einem fliegenden Adler assoziiert. In der Kunstgeschichte nennt sich diese Verknüpfung ‚Tetramorph‘ oder ‚Evangelistensymbol‘.

Gewöhnlich werden die vier von ihrem Symbol begleitenden Evangelisten beim Schreiben oder beim Tragen ihres Evangeliums dargestellt.

Diese Ikonographie ist auf eine schriftliche Quelle zurückzuführen, nämlich die Offenbarung des Johannes: „Und vor dem Thron war etwas wie ein gläsernes Meer, gleich Kristall. Und in der Mitte, rings um den Thron, waren vier Lebewesen voller Augen, vorn und hinten. Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler. Und jedes der vier Lebewesen hatte sechs Flügel, außen und innen voller Augen. Sie ruhen nicht, bei Tag und Nacht, und rufen: Heilig, heilig, heilig / ist der Herr, der Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung; / er war und er ist und er kommt.“ 

(Offb 4, 6-8, https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/offb4.html [10/02/2022])

Somit muss diese Ikonographie mit dem Jüngsten Gericht eng verbunden werden.

Darstellungen in Ostbelgien

Diese Ikonographie wird seit den ersten Zeiten des Christentums in verschiedensten Formen (wie z. B. Buchmalerei, Wandmalerei, Skulptur, Mosaïk…) und in ganz Europa verwendet. Auch in Ostbelgien ist sie zu entdecken!

  • Chronologisch betrachtet, ist das älteste noch erhaltene Auftreten in Ostbelgien auf dem Rippengewölbe des Chors der Kapelle Sankt Bartholomäus in Wiesenbach sichtbar und auf die 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts zurückzuführen. Dort werden die Evangelisten lediglich durch ihr Symbol in einer einfachen Farbpalette (gelb, rot und braun) verkörpert. Auf diese 1982 wiederentdeckte Temperamalerei ist der Tetramorph von Engel mit Marterwerkzeugen sowie von Pflanzenranken mit Blüten und Weintrauben umgegeben.
  • Besonders nennenswert sind weitere Darstellungen des Tetramorphs auf den Kanzeln in Kirchenräumen. Ein Predigtstuhl oder eine Kanzel ist eine kleine von einer Brüstung umgegebene Plattform, von der aus gepredigt wurde. Diese Ausstattung musste den Blick der Gläubigen für eine längere Dauer anziehen können und wurde somit stark symbolisch verarbeitet. Die Verzierung sollte außerdem die Autorität und die Belehrung des Geistlichen widerspiegeln.
  • In der denkmalgeschützten Kirche Maria Himmelfahrt in Neundorf wurde die Kanzel aus bemaltem Rechter Schieferstein von dem Atelier Starck aus Recht in der 2.Hälfte des 18. Jahrhunderts hergestellt. Brustbilder der vier Evangelisten sind mit ihrem jeweiligen Symbol als Medaillon auf der Brüstung erkennbar.
  • Im spätbarocken Stil ist die Balustrade der Kanzel der Raerener Sankt Nikolaus Kirche mit Muschelnischen mit den Statuen der Evangelisten versehrt. Die ganzfigürlichen Darstellungen werden jeweils von ihrem Symbol begleitet, das an ihrem Fuß liegt.
  • Auch in der Pfarrkirche Sankt Lambertus in Manderfeld war eine ähnliche Vorrichtung vorhanden: Die ganzfigürlichen, polychromen Evangelistenfiguren aus Holz, die einst die Brüstung der neugotischen Kanzel verziert haben, schmücken jetzt die Wände der alten Sakristei.

Ob Statuen oder Wandmalerei, die Evangelisten haben ihre klare Bedeutung im Laufe der Zeit behalten. Sie öffnen den Weg, bringen den Gläubigern die Frohe Botschaft und übernehmen die Rolle eines Gelehrten.

Kennen Sie weitere Darstellungen des Tetramorphs in Ostbelgien? Lassen Sie es uns wissen!

 

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