Auf den Spuren unserer Kultur und Geschichte

  • Kirchen, Burgen, Gräber, Wälle und Friedhöfe.

  • Bäume, Weiher, Plätze, Gärten und Täler.

  • Dialekte, Gemälde, Fotos, Karten, Schriftstücke und Bücher.

Sie alle und noch vieles mehr machen das kulturelle Erbe unserer ostbelgischen Heimat aus. Damit Sie diese Schätze entdecken können, schnürt das Ministerium immer wieder Themenpakete und -routen. Suchen Sie sich einfach ein Thema aus und begeben Sie sich auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit.

Holler Alfred

Portrait Alfred Holler
 
Tätigkeitsfeld
  • Maler/-in
  • Zeichner/-in
Geburtsjahr1888
GeburtsortKrefeld
Beschreibung

Alfred Holler war der beliebteste und wohl auch produktivste unter den Landschaftsmalern der Region. Die Schönheit seiner Heimat interpretierte er stets mit nüchternem Realismus. In postimpressionistischem Stil malte er mit breitem Pinselstrich unzählige Bilder vor allem des Eupener Landes, des Hohen Venns und der Eifel mit ihren Dorfansichten und weiten Wiesenlandschaften. Zu seinem künstlerischen Nachlass gehören ebenso zahlreiche Radierungen mit Eupener Stadtansichten.

Alfred Holler wurde am 5. September 1888 in Krefeld, Rheinstraße 101, alsjüngster Sohn des Schuhmachers Christian Holler und dessen Ehefrau Maria Margaretha, geb. Heynen, geboren. Das Interesse für die „Malkunst“ stellte sich schon in der Kindheit ein: EinesTages überraschte der Sohn Alfred seine Eltern mit großflächigen Bildern, die er mit Begeisterung auf die frischgestrichenen Wände der Speicherräume gemalt hatte. Ob es ausschließlich bei einerWürdigung der kleinen Kunstwerke blieb, ist unbekannt. Jedenfalls ging der kleine „Künstler“ seinem Steckenpferd Malerei in den nächsten Jahren weiter eifrig nach. Zum engeren Bekanntenkreis desVaters, der später eine Lederhandlung und ein Schuhgeschäft betrieb, zählte ein Fabrikant. Dieser war von den Arbeiten des talentierten jungen Holler sehr angetan und gab schließlich den Anstoß dazu, Alfred Holler nach bestandenem Abitur das Studium der Kunstmalerei zu ermöglichen. Vermutlich im Jahre 1906 begann Alfred Holler sein Kunststudium an der Akademie in Düsseldorf bei Prof. Peter Behrens und Prof. Ludwig Heupel-Siegen. Danach ging er an die Académie Julian in Paris. Die weiteren Jahre verbrachte er bis zum Studienabschluß an der Kunstakademie Karlsruhe. Dort war er 1908-1910 Schüler von Julius Bergmann, Professor fürTier- und Landschaftsmalerei. Anfangs warA. Holler wohl mehr an derTiermalerei interessiert, in der er bald erste Anerkennung fand. So erhielt er um 1910 anläßlich einerAusstellung in Karlsruhe 11 für sein Ölgemälde „Kuhkopf“ die Hausauszeichnung des Großherzogs von Baden, Friedrich II. Ab 1911 bis 1913 studierte er bei dem bekannten Ludwig Dill, Professor der Landschaftsmalerei. Er fand sogarAufnahme in dessen Meisteratelier. Dill hat nachweislich die künstlerische Entwicklung Hollers entscheidend mitgeprägt. Schon als Student der Düsseldorfer Kunstakademie wurde A. Holler durch seinen Malerfreund Walter Ophey mit dessen Heimatstadt Eupen bekannt. Bereits ab 1910 wohnte Holler in Eupen. Dort lebte er bis zu seinemTode und erlebte somit, wie seine Wahlheimat als Folge desVertrages von Versailles 1920 an Belgien fiel und während des ZweitenWeltkrieges vorübergehend wieder Deutschland angegliedert wurde. Die abwechslungsreiche Eupener Landschaft — in unmittelbarer Nähe des HohenVenns, desAachener Kessels, der Eifel und derArdennen gelegen — zog den jungen Künstler stark in ihren Bann. Einige ausdrucksstarke Zeichnungen aus den Jahren 1910/13, in denen er mit Vorliebe Details darstellte, sind noch erhalten: z.B. „Steine im Bach“, „EupenNispert“, „Bei Eupen“. Frühe Studienreisen unternahm er nach Holland und Flandern, wo er die Landschaften mit ihren Grachten und Kanälen, Kähnen und Segelbooten,Windmühlen undWinkelgassen künstlerisch zu erfassen und zu gestalten suchte. Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde die künstlerische Tätigkeit Hollers im Eupener Land jäh unterbrochen. Im Jahre 1914 mußte er die ihm lieb gewordeneWahlheimat verlassen. Trotz der widrigen Umstände ist es als ein glücklicher Zufall zu bezeichnen, daß er als Kriegsmaler der Obersten Heeresleitung im Osten in den nächsten Jahren wirken konnte. Hauptsächlich in der alten litauischen Königsstadt Wilna und in deren Umgebung fand er eine große Fülle markanter Bildmotive. Ein Teil der damals entstandenen Arbeiten sind in der „Bildbeilage (Holler-Nummer) zur Zeitung der 10. Armee, ,Scheinwerfer“1 in der Nr. 59 vom 26. April 1917 veröffentlicht. In dem Leitartikel heißt es: „Seine Liebe galt mehr dem altenWilna mit seinen engen und krummen Straßenzügen, den verwunschenen Winkeln und den baufälligen Häusern mit ihrer verwaschenen Farbigkeit. Namentlich ist’s das Judenviertel, das es seinem Zeichenstift angetan hat. Die dunklen Höfe und Gänge, die winkeligen Gassen, das Menschengewirr, das sie belebt, weiß er überzeugend zu schildern. Unermüdlich ist er im Auffinden versteckter malerischer Winkel, immer weiß er ihnen neue künstlerische Reize abzugewinnen“. 12 Einige Ölbilder und Pastelle aus dieser Zeit sind auch datiert, was Holler bei seinenWerken, die nach 1920 entstanden, leider unterließ. Deshalb ist es kaum möglich, diese späteren Arbeiten einer bestimmten Schaffensoder Entwicklungsperiode zuzuordnen. Im Oktober 1917 heiratete A. Holler Martha Hass, dieTochter des Eupener Kaufmanns Johann Hass und dessen Ehefrau Gertrud, geb. Stolz. Das Ehepaar bezog das elterliche Wohnhaus der Frau in Eupen, Neustraße 44, in welchem der Künstler nun sein Atelier einrichtete. Schon bald nach dem ErstenWeltkrieg erreichteA. Holler einen größeren Bekanntheitsgrad. Im Jahre 1920 veröffentlichte er eine Mappe mit fünf Original-Radierungen in einer einmaligen Auflage von fünfzig Exemplaren. Die Motive entstammen der Stadt Eupen und der näheren Umgebung: „Eupen, Marktplatz“, „Wirthkapelle“, „Oberste Heide“, „Schilsweg-Brücke“, „Am Spabrunnen“. In dem Geleitwort findet Dr. Felix Kuetgens, der spätere Aachener Museumsdirektor, anerkennende Worte für den Künstler. Er entdeckt in den Landschaftsbildnissen „ein langes, inniges Versenken von Sinn und Gemüt in den vertrauten und geliebten Gegenstand, in die Seele seiner Stadt. Das Auge wird vom Dunkeln zum Hellen geführt. Das alles verrät ein feines Landschaftsgefühl des MalerRadierers“. Kuetgens spricht weiter von der „Kunst der Massenverteilung“, von der „flotten künstlerischen Handschrift, die - bis ins einzelne sichtbar und tastbar — zum herrschendenTräger der Gestaltung wird“. A. Holler unternahm fast jährlich, dieWintermonate ausgenommen, ausgedehnte Studienreisen. Zu Fuß zog er aus, um immer wieder neue Augenerlebnisse zu suchen, um dasWesentliche zu erfassen in ihm schon bekannten und auch unbekannten Landschaften Hollands, Flanderns, der Eifel, der Mosel und des Rheins. Dort fand er überall eine große Fülle an Motiven, die uns heute in seinen Ölgemälden, Pastellen, Zeichnungen, Radierungen, Lithographien und Holzschnitten begegnen und zum verweilenden Betrachten einladen: Stadt- und Dorfansichten, Fluß- und Bachtäler, die Maare und Bergkegel derVulkaneifel, das HoheVenn, einsam gelegene Mühlen und Gehöfte. Burgen und Burgruinen, Kirchen und Kapellen, herrliche Fernblicke über verschiedenartige Landschaften, vereinzelt auch Stilleben mit Blumen u. a. m. In seinem malerischenWerk erfaßt Holler die Stimmung einer Landschaft realistisch und nüchtern — nicht romantisch und verklärt wie einige Künstler vor und neben ihm. Licht und Schatten, Hell und Dunkel, spielen in Hollers Kunst eine bedeutende Rolle. Erstudiert die verschiedenen Lichtwirkungen im Tages- und Jahresablauf, belebt damit seine künst13 lerischen Aussagen. Er befaßt sich intensiv mit dem vielfältigenWechsel derWolkenformen und mit dem Zauber desWassers. Der Aachener Publizist Will Hermanns würdigt Hollers Schaffen mit diesenWorten: „Und all dies malt er in breitem, sicherem Strich und mit der sichtbaren Freude des Könners am Gegenüberstellen und Abwägen kalter und warmer Töne, vertikaler und horizontaler Linien, geballter und aufgelöster Farbflächen. Seine Palette ist reich, ohne bunt zu sein. Seine Farben . . . fügen sich harmonisch ins Bild. Seine Landschaften geben die wesentlichen Stimmungsträger und lassen alle überflüssigen Einzelheiten aus dem Spiel der Striche und Flächen“. Es ist auffallend, daß A. Holler auch in seinen Graphiken überwiegend die Landschaftsdarstellung zum Thema wählt. Dabei lehnen sich seine Radierungen oft motivlich an die Ölgemälde an. Ganze Zyklen von Radierungen schuf er in ein und derselben Stadt, so in Eupen und Stolberg, deren versteckteWinkel und Schönheiten er zuvor mit wachem Auge studiert hatte. Einige Arbeiten entstanden auch alsWerkaufträge. A. Holler wurde wertvolle Unterstützung und Förderung in seiner Kunst durch den Bürgermeister der Stadt Eupen (Hugo Zimmermann 1928-1964) und durch den Bürgermeister der Stadt Stolberg (Dr. Engelbert Regh 1935- 1944) zuteil. Holler malte im nachimpressionistischen Stil, großflächig, mit breitem Pinselstrich. Im kompositorischenAufbau seiner Bilder erkennt man, daß er ein Meisterschüler des großen Landschaftsmalers Ludwig Dill war. Hollers Kunst fand hohe Anerkennung und auch Würdigung durch den belgischen Staat: - Durch Dekret vom 5. 1. 1934 erhielt er auf Vorschlag des belgischen Erziehungsministeriums den Ritterorden der Krone. — Mit Dekret vom 24. 6. 1954 wurde ihm vom belgischen König Baudouin der Ritterorden König Leopold II. verliehen. Auch von harten Jahren und schweren Schicksalsschlägen blieb der Künstler nicht verschont. In denWirren des ZweitenWeltkrieges verstarb im April 1943 seine Frau Martha. Danach lebte er zurückgezogen, besaß aber einen kleinen Freundeskreis in Eupen und Umgebung. Im Jahre 1950 heiratete Alfred Holler wieder. Am 18. Dezember 1954 verstarb er in Eupen. Seine letzte Ruhestätte fand der Künstler auf dem Friedhof seiner Heimatstadt Krefeld. Sein Schaffen aber lebt weiter in seinen zahlreichen Werken, in denen er unsere Landschaft mit ihrer „eigenen, besonderen Seele“ kunstvoll porträtiert hat.

Sterbejahr18.12.1954
SterbeortEupen