Schwiegertochter

Schwiegertochter
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Erläuterung

Vergleicht man unsere Karte zu Schwiegertocher mit der Karte des DWA, wird deutlich, dass das standarddeutsche Wort Schwiegertochter (in verschiedenen dialektalen Lautungen und teilweise auf den ersten Wortteil reduziert) mittlerweile sehr stark in den Dialekt übergegangen ist. Nur in den Gemeinden Burg Reuland und Sankt Vith sowie dem angrenzenden deutschen Gebiet wird das ursprüngliche Wort Schnur bzw. dessen Varianten Schno?r, Schnou?r und Schnau?r noch weiträumig verwendet. Zu Zeiten der Erstellung des DWA Mitte des 20. Jh. gehörte unser Untersuchungsgebiet noch zu einem größeren Schnur-Reliktgebiet im Westen Deutschland, von dem heute offensichtlich nur noch kleine Rest übrig geblieben ist (König S. 169-171).
Schwieger bezeichnete ursprünglich nur die Schwiegermutter (DWB Bd. 15, Sp. 2612), während Schwäher der Schwiegervater war (DWB Bd. 15, Sp. 2180) und Eidam der Schwiegersohn (DWB Bd. 3, Sp. 83).  Später wurde Schwieger dann zum Wortteil zur Bildung der Bezeichnung der verschiedenen Heiratsverwandtschaften.
Schnur ist ein Wort, das als *snusos bis ins Indogermanische (wahrscheinlich ca. zwischen 4000 und 3000 v. Chr.) zurückzuverfolgen ist. Die Durchsetzung des Kompositums Schwiegertochter erklärt König mit der leichteren Erlernbarkeit und der größeren Ökonomie des Systems Schwiegersohn, -tocher, -mutter, -vater im Vergleich zur Verwendung von vier verschiedenen Wortstämmen sowie mit der Verwechslungsgefahr mit Schnur 'Bindfaden'.
Aus der Gemeinde Bleyberg wird zudem Schöndo?ter bzw. -dauter (Schöntochter) gemeldet. Im RhWb ist zwar nur der Schönsohn zu finden, im Niederländischen allerdings heißen Schwiegersohn und Schwiegertochter schoonzoon bzw. schoondochter. Hier ist der Einfluss des angrenzenden niederländischen Sprachgebiets zu erkennen.
 

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