Löwenzahn

Loewenzahn
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Erläuterung

Die Bezeichnungen für den Löwenzahn sind ziemlich vielfältig und beziehen sich auf verschiedene Eigenschaften dieser Pflanze. Im Nordteil des Kartengebiets konkurrieren Peesbloom/Pissbloom und Kettestöck (aus Hauset wurde daneben Botterbloom gemeldet, so werden auch andere niedrige gelbe Blumen bezeichnet). Peesbloom/Pissbloom bezieht sich auf die harntreibende Wirkung, die einer der Gründe für die Bedeutung des Löwenzahns als Heilpflanze ist. Diese Bezeichnung wurde uns vorwiegend aus dem Gebiet mit Französisch als Standardsprache und angrenzenden Orten gemeldet (vgl. französisch pissenlit), jedoch auch aus Schönberg, und Kt. 10 des RhWb zeigt, dass sie auch im Trierer Raum üblich ist (angrenzend im Saarland heißt es dann ganz analog zum Französischen Bettseicher, wie im Luxemburgischen auch).  Kettestöck (die zweite im Norden dominierende Bezeichnung), -strüsch (Hauset) und -schalot (Lanzerath) erklären sich daher, dass sich die hohlen Stengel ineinanderstecken und so zu "Ketten" verbinden.  Die Karten im RhWb (IV, 443 "Kettenblume", Stand 1906)) und im RWA machen sichtbar, dass das diese Bezeichnung auch weiter östlich im ganzen Rheinland von Koblenz bis Kleve üblich war und ist.

 

Im Süden von Ostbelgien ist das Bild bunter. Hier wurde im nördlichen Teil Latzbloom (Bütgenbach, Küchelscheid) und Peerdsbloom angegeben (letzteres nach der RhWb-Karte auch stellenweise an der Mosel gebräuchlich). Latz- geht auf lateinisch bzw. romanisch  lac-lacte , frz. lait zurück; der milchige Saft ist auch das Benennungsmotiv bei Melescher (Gemeinde Büllingen teilweise, Suurmelek (Gemeinde Amel überwiegend - auch diese Bezeichnung ist ebenfalls in einem woanders gelegenen Gebiet häufig, östlich von Köln, vgl. RWA).  In den Bezeichnungen Zalatebloom (Thommen) und Ketteschalot spiegelt sich die Essbarkeit der Blätter als Salat wider. Aus St. Vith und Neidingen wurde auch "Zichorie" (Zickrije, Zockerije) angegeben, was sich damit erklärt, dass die Wurzeln wie auch die der Wegwarte (Cichorium intybus, Zichorie) als Ersatzkaffee verwendet wurden.

 

In Recht und südöstlich angrenzend wird die Pflanze dagegen "Ochsenstern" (Oßestäär) genannt. Am belgischen Ostrand zwischen Krewinkel und Ouren heißt es schließlich Bejebloom bzw. Bejestrenk: Für Bienen ist der Löwenzahn wertvoll, weil er früh blüht.
Nach der RhWb-Karte war "Beienblume" im Raum der Gemeinden St. Vith und Burg Reuland 1906 noch die einzige Bezeichnung. Heute hat sich im Süden Ostbelgiens vielfach schon ganz oder überwiegend Löwenzahn durchgesetzt (das RhWb führt dieses Wort noch gar nicht auf). Möglicherweise erklärt sich dies gerade mit der ursprünglichen Vielfalt lokaler Bezeichnungen in diesem Raum, möglicherweise aber auch mit der ständigen Koexistenz des (im Süden noch gebräuchlicheren) Dialekts mit der Standardsprache.

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