Marienkäfer

Marienkaefer
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Erläuterung

Das standarddeutsche Wort Marienkäfer ist streckenweise schon (in der dialektalen Form Mariekäfer) in den Dialekt übergegangen, aber in der Karte dominieren noch deutlich andere Bezeichnungen. Im Süden sagt man Hemmelsdeersche ("Himmelstierchen"), was vermutlich wie auch Marienkäfer einen religiösen Bezug ausdrückt, der in auffällig vielen Dialektwörtern für dieses Tier aus verschiedenen Regionen zu finden ist (so auch bei der aus Aachen gemeldeten Bezeichnung Modderjoddesdierche). Eine Erklärung dafür könnte im auffälligen Aussehen des Insekts, das ja auch als Glücksbringer gilt, und in seiner Nützlichkeit als Schädlingsvernichter liegen. Streckenweise wurde in der Gemeinde St. Vith auch der Name Maikäfer angegeben. So wird im Standarddeutschen eher der große braune Käfer mit den auffälligen Fühlern genannt, der vor allem im Mai und Juni anzutreffen ist, aber nach RhWb Bd. (5, S. 762) bezeichnet dieses Wort auch andernorts im Moselfränkischen und Ripuarischen den Marienkäfer, vgl. auch die Meldung Maiperd aus Küchelscheid.

Im Norden kommen ebenfalls Hemmelsdeersche -Meldungen vor, aber hier dominieren zwei andere Bezeichnungen: Möleperdsche (vor allem im südlichen Teil um Eupen) und Olesdeer(e)ke im Norden (in Sippenaeken und Hombourg Oelligsbiischke, in Eilendorf (D) Olesmöötsche). "Öltierchen" wird der Marienkäfer genannt, weil er ein gelbliches Sekret produziert, das z.B. Ameisen vertreibt. Ob die Bezeichnungen mit Mühlen- und Müller- indirekt auch hiermit zu tun haben (vgl. a. Ölmüllerchen), ist unklar; Müller wird nach dem RhWb (V, 1388f.) verbreitet auch z.B. der "männl. Maikäfer mit mehlstaubähnlichen Punkten auf den Flügeln oder mit grauem behaartem Brustschild" genannt.

Die Informanten in Nordrhein-Westfalen haben – außer in Aachen und Eilendorf – durchgehend Marie(n)käfer angegeben. Die explizit "stark vereinfachte" Karte "Himmelstierchen"  im RhWb (Bd. III, Sp. 642) zeigt dagegen für 1923 noch eine große Vielfalt der Bezeichnungen für den Marienkäfer; das ostbelgische Gebiet von Himmelstierchen, das sich nach Osten noch weit in die deutsche Eifel fortsetzt, ist danach eins der einheitlichsten gewesen und geblieben. Für den ostbelgischen Norden und östlich anschließend ist durchgehend Oligschläger, - vögelchen verzeichnet (wobei wohl alle Varianten dieses Typs zusammengefasst wurden); an der Ruhr galt nach dieser Karte dagegen Frauenvögelchen. Immerhin wurde in unserer Befragung für den Dialekt aus Rheinland-Pfalz noch Himmelsdier(s)chen angegeben. Ein noch stärkerer Rückgang der Bezeichnungsvielfalt hat sich dagegen in einer rezenten Befragung zum alltagssprachlichen Gebrauch gezeigt (AdA), in der fast überall nur noch Marienkäfer gemeldet wurde.

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