Grabungsprojekte und Forschung

Rettungsgrabungen in der St. Hubertus-Pfarrkiche in Lontzen

Beim Anlegen der neuen Luftschächte für die Heizung in der Pfarrkirche St. Hubertus in Lontzen wurden im Inneren des Gotteshauses Reste einer alten Fundamentmauer freigelegt.

Geschichte der St. Hubertus-Kirche

Der Schenkungsakt Heinrichs IV. (im Jahre 1076) der Gebiete der Vogteien von Walhorn, Lontzen und Mesch an das Aachener Münster, stellt den Anfang einer organisierten Seelsorge dar (d.h. Errichtung eines Gotteshauses mit dazugehörenden Geistlichen). Dass Hubertus, ein Heiliger aus dem Frühmittelalter, zum Pfarrpatron der Kirche in Lontzen wurde, könnte eine weitere Bestätigung dieser Theorie sein. Denn: Zu dieser Zeit soll in Lontzen eine kleine Hubertuskapelle gestanden haben, die um die Wende des 14. Jahrhunderts durch eine gotische Pfarrkirche ersetzt wurde. Der erste schriftliche Vermerk einer Hubertuskirche geht auf das Jahr 1328 zurück.

Die aktuelle Pfarrkirche St. Hubertus von Lontzen ist errichtet worden auf Initiative des Herrn Pfarrer Lemmens, der am 18. Juli 1768 die Genehmigung erhielt, die alte und baufällige Kirche durch eine neue zu ersetzen. Architekt des Neubaus war der Italiener Moretti. Die Errichtung begann im November 1768 und endete im Dezember 1770.

Dieser Bau wurde im Laufe der Zeit verändert. 1902 wurde die Sakristei vergrößert, der stehengebliebene Westturm (vermutlich noch aus dem 14. Jahrhundert) musste 1910 abgetragen und durch den aktuellen Turm, einen charakteristischen Zwiebelglockenturm, ersetzt werden.

Die Rettungsgrabungen (1. bis 12. Juni 2001)

Im Laufe der Bauarbeiten in der St. Hubertus-Kirche in Lontzen (Anlegung der Heizungskanalisationen) sind die Handwerker auf zwei Teile einer einzigen alten Mauer (in der Nähe des Chores und zum Turm hin) gestoßen.

Aus den ersten Untersuchungen vor Ort (1. bis 12. Juni 2001) konnten wir schließen, dass es sich um eine Fundamentmauer einer früheren Kirche handelt. Wahrscheinlich gehörte diese Fundamentmauer zu der im 14. Jahrhundert errichteten Pfarrkirche. Unsere Vermutungen wir bestärkt, da einerseits die wahrscheinliche Länge dieser Mauer der Länge einer Kirche und nicht der einer Kapelle entspricht und andererseits, weil diese Fundamentmauer sich bis zur aktuellen Fundamentmauer des Westturmes hin verlängert. Dieser Turm ersetzt den der früheren, im 14. Jahrhundert erbauten Kirche. Wir können folglich vermuten, dass die alte Fundamentmauer effektiv die der Pfarrkirche des 14. Jahrhunderts ist, und dass diese am Kirchturm endete.

Schließlich wurden auch in der Nähe der Fundamentmauer zahlreiche Knochen gefunden. Ein fast vollständiges Skelett konnte freigelegt werden. Im Mittelalter und noch später war es Sitte, die Toten in direkter Nähe der Kirchenmauern zu begraben. Eine Anthropologin des archäologischen Dienstes in Lüttich hat eine Untersuchung des Skelettes durchgeführt. Leider liefert ein einzelnes Skelett nicht all zu viele Informationen. Es handelt sich um einen Mann, anscheinend von hohem Alter, der ungefähr 176 cm groß war. Er wurde in einem ziemlich schmalen, genagelten Holzsarg begraben, der einen Druck auf den Körper auf Höhe der Schultern ausübte.